BRAUBACHfive

Berndt + Lorz Architekten

Modulor Bau

13. 05. - 26. 05. 2011
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Berndt + Lorz
Text on Yorck Förster / Kurator des Architektur Museum in Frankfurt


Die Geschichte von Berndt + Lorz begann vor nunmehr 20 Jahren.
Astrid Berndt hatte an der Gesamthochschule Kassel studiert und und dort 1986 ihr Diplom abgelegt. Sie hatte bei Ante Jossip v. Kostellac , Jourdan&Müller und Dudler/ Dudler/ Wellbergen gearbeitet, bevor sie 1991 ihr erstes eigenes Büro gründete. Ein Jahr später folgte dann das Gemeinschaftsprojekt mit Heinz Lorz. Der wiederum hatte sein Studium an der TH Darmstadt absolviert. Vor allem brachte Heinz Lorz eine Besonderheit in die Zusammenarbeit: Die "Modulor Bau GmbH". Er hatte die Gesellschaft einige Zeit vorher wegen eines Projektes in Heidelberg für dass sich kein Bauträger fand, gegründet. Warum also nicht, wenn man von dem Projekt überzeugt ist, selber Bauträger werden?

Das Ineinandergehen des Architekturbüros Berndt+Lorz und der Modulor-Gesellschaft, die die der Bauherr der Gebäude ist und sie vermarktet, ist seither konstituierend. Das bedeutet nicht nur als Dienstleister entwerfender Architekt zu sein, sondern auch auf der anderen Seite zu stehen und die tatsächlichen Gestehungskosten und die Finanzierung im Blick zu haben. Das ist nicht wenig, vor allem wenn es nicht um ein individuelles, für einen Klienten entworfene Haus geht, sondern um ein kleines Ensemble. Denn bevor ein Käufer von dem Haus begeistert werden kann gilt es Banken von dem Projekt zu überzeugen. Wenn man es im Nachhinein betrachtet, erscheint das fast wie ein unmöglicher Zirkel: Weil Bauträger üblicherweise eine eigene Vorstellung von Marktgängigkeit und eher keine von Architektur haben, eine eigene Bauträger-Gesellschaft zu gründen, um dann gegenüber den Banken vor dem selben Problem der Überzeugungsarbeit hinsichtlich einer klar der klassischen Moderne verpflichteten Architektur zu stehen. Und, denken wir zwanzig Jahre zurück, auch die späteren Bewohner von den Häusern zu begeistern. Astrid Berndt erzählte, dass bei ihrem ersten gemeinsamen Projekt, zwei Häusern in Schmitten, ein Interessent beim Anblick der von von der Straße aus geduckten flachen weißen Kubatur des Hauses, sich empört darüber zeigte solch einen Schuhkarton sehen zu müssen. Als er dann doch bereit war das Haus zu betreten und es von Innen sah, änderte sich seine Meinung.

Sprechen wir jetzt nicht über die manchmal absurde Begeisterung der Deutschen für Satteldächer mit riesiegen Dachüberständen, Toscana-Farbigkeit oder Portiken. Die Sache von Berndt und Lorz ist das nicht. Konsequent, man könnte auch sagen beharrlich stehen sie für eine Architektur die der Moderne verpflichtet ist. Die Spuren von Le Corbusier, des neuen Bauens, von Richard Meier finden sich ganz offensichtlich in ihren Projekten.

Eine klare, kräftig betonte weiße Kubatur, die rahmend Loggien umgreift. In die Wandflächen sind mal raumhohe, mal bandartige Fenster eingeschnitten, dann sind sie wieder durchdrungen von Balkons mit filigranen dunkelgrauen Stahlbrüstungen. Diesem elementaren Hell-Dunkel Kontrast sind nur sehr reduziert und wohldosiert Materialfarbigkeiten beigegeben - das helle Grau von Sichtbetonscheiben und der warme Ton von Merantiholz für die Fensterrahmen. Die Wohnhäuser von Berndt + Lorz sind klare, schnörkellose elementare Form- und raumbildenden Kompositionen. Man kann schon sagen, dass ihnen eine gewisse Coolness und auch Distinguiertheit zu eigen ist. Aber sie verlieren sich nicht darin. Im Inneren wollen sie vor allem eins sein: Eine bergende und lichterfüllte Hülle für das private Leben. Eine sorgfältige Materialwahl, wenige, aber präzise Details geben die Fassung für das Dies und Das des privaten Hausrats der Bewohner. Komplexität der Wohnzonen und Blickbeziehungen entsteht in den Bauten oftmals durch eine Splitt-Level Anordnung im Inneren, die Atelierhäuser in Praunheim stehen prototypisch dafür. Dort ist auch ein weiteres Merkmal der Projekte zu finden - die Belichtung über eine Oberlicht über dem Kern des Baukörpers, der das Innere zu einer lichtdurchfluteten aufgelockerten Gruppierung werden lässt, zu Räumen für das Leben. Das Vokabular der Bauten, das sie wie aus einem Block geschnitten wirken, hat sich über die Jahre beibehalten wurde aber dabei immer weiter verfeinert. Das kann man durchaus als ein Thema und seine Variation auffassen. Und so muss man auch den Titel der Ausstellung verstehen: "... aus der Reihe". Auch dass hat seine Konsequenz, denn die Geschichte der Moderne in der Architektur ist ja nicht die von formalen Elementen, sondern drehte sich immer auch um die Frage des Typus und der Anpassung an die jeweiligen Gegebenheiten. Das diese Geschichte noch nicht an ein Ende gekommen ist merkt man auch daran, dass die Häuser von Berndt + Lorz nach wie vor wohltuend gegenüber der Masse der neu entstehenden Bauten aus der Reihe tanzen.

Ausstellungsaufnahmen:
Thomas Schröder, Frankfurt.